Ausstellungen und Vortragsreihe zu 1.000 Jahre
Jöhlingen - Wössingen 2024
"Jöhlingen und Wössingen in der NS-Zeit“
Informativer Vortrag stößt auf sehr großes Interesse
Am 08. Mai ist der nationale Gedenktag zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und der Jahrestag zur Befreiung vom Nationalsozialismus. Zu diesem Anlass wollte der Heimat- und Kulturverein zurückblicken auf das Geschehen in der NS-Zeit in Jöhlingen und Wössingen. Der Vorsitzende Karl-Heinz Burgey konnte im Wössinger Hof etwa hundert interessierte Besucher begrüßen, darunter Bürgermeister Timur Özcan. Referent des Abends war der Politologe und Historiker Karl-Heinz Glaser.
Glaser wies eingangs darauf hin, dass eine umfassende systematische Darstellung des Geschehens in Jöhlingen und Wössingen in der NS-Zeit bisher fehlte. Vorlag bisher eine Aufarbeitung von Jürgen Protz zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Jöhlingen, auch mit Bezug zu dieser Zeit. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Ortschronik Jöhlingen – Wössingen – Walzbachtal wurde daher umfangreiches Material ausgewertet aus dem Archiv der Gemeinde, dem Archiv des Landkreises und dem Generallandesarchiv in Karlsruhe, um dieses „dunkle Kapitel“ in der Geschichte unserer Dörfer aufzuarbeiten.
Karl-Heinz Glaser ging zunächst ein auf die Ausgangslage in Jöhlingen und Wössingen vor 1933, die bemerkenswerten Ergebnisse der Reichstagswahlen von 1928 bis 1933 und zog dabei immer Vergleiche zu den Geschehnissen in Baden, insbesondere auch zur Berichterstattung in der Presse und den Propaganda-Reden im Radio. Er erläuterte auch die Rolle von Robert Wagner als Gauleiter und Reichsstatthalter für Baden ab 1930 und bei der Machtübernahme durch die NSDAP im März 1933. Auch in Jöhlingen und Wössingen waren die Ortsgruppen der NSDAP sehr aktiv, u.a. mit Flugblatt-Aktionen, Aufmärschen, Parteireden, „Deutschen Abenden“. Auch die Ernennung von Adolf Hitler und Robert Wagner zu Ehrenbürgern durch den Gemeinderat Wössingen 1933, oder die Umbenennung von Straßen wurden betrachtet.
Besonders eindrucksvoll für die Zuhörer waren die Ausführungen über örtliche Führungspersonen, oder die Entfernung von frei gewählten Gemeinderäten und Bürgermeistern aus dem Amt. Die Unterschiede in den Wahlergebnissen und beim Vorgehen zur Machtübernahme in beiden Dörfern wurden ebenfalls erläutert. Aber auch hier gab es Formen des Widerstandes und Denunziantentum. Bedrückend war die Darstellung von Ergebnissen aus Spruchkammerverfahren der Alliierten ab 1946.
In Anlehnung an die bekannten Forschungsergebnisse von Jürgen Protz ging Karl-Heinz Glaser auf die Geschichte der jüdischen Mitbürger in Jöhlingen ein, das Geschehen in der Reichspogromnacht am 09.11.1938 und die Deportation der noch im Ort lebenden jüdischen Mitbürger nach Gurs am 22.10.1940.
Im Anschluss an den Vortrag gab es noch einen sehr regen Austausch der Besucher zum Geschehen der damaligen Zeit, teilweise auch mit weitergehenden Fragen oder Informationen einzelner Teilnehmer.
Der Vorsitzende des Heimatvereins Karl-Heinz Burgey bedankte sich bei dem Referenten Karl-Heinz Glaser für seine umfangreiche Auswertung der noch verfügbaren Unterlagen in den Archiven und die sehr anschauliche und sachliche Darstellung im Vortrag. Er gab auch Hinweise für Interessierte zum Nachlesen einzelner Themenbereiche.
Am 08. Mai ist der nationale Gedenktag zum Ende des
Zweiten Weltkrieges in Europa und der Jahrestag zur Befreiung
Dabei stehen viele Fragen an, wie zum Beispiel:
· Wie war die Stimmung in den 1920er und 1930er Jahren in unseren Dörfern?
· Welche Ergebnisse lieferten die Wahlen?
· Welche Rolle spielten die zuvor in den Orten vertretenen Parteien, insbesondere Zentrum, SPD und KPD?
· Wer waren die führenden Personen im Ort beim Aufstieg der NSDAP, bei der Machtergreifung, während des Zweiten Weltkrieges?
· Welche Sachverhalte sind in den noch verfügbaren Unterlagen nachvollziehbar?
Der Historiker Karl-Heinz Glaser hat sich über Jahrzehnte mit der NS-Zeit im Land befasst. Im Rahmen der Erarbeitung unserer Ortschronik hat er auch das Geschehen in Jöhlingen und Wössingen aufgearbeitet. Bisher lag eine solche Aufarbeitung nicht vor. Die aktuellen Erkenntnisse über die Entwicklungen in der damaligen Zeit wird Karl-Heinz Glaser in seinem Vortrag vorstellen.
Wir laden alle ein, die sich mit der NS-Zeit sachlich fundiert beschäftigen wollen.
Der Eintritt zum Vortrag ist frei.